Entbehrliches Wissen #51
Utopia
Die Moderne ist eine Ära fehlgeschlagener Utopien. Weder Sozialdemokratie, noch Pippi Langstrumpf oder Walt Disneys geplante Stadt der Zukunft sind Wirklichkeit geworden. Die erste Utopie dachte sich streng genommen Thomas Morus aus, ein englischer Autor, der den Begriff als solchen 1516 in seinem Buch „Vom besten Zustand des Staates oder von der neuen Insel Utopia“ zum ersten Mal verwendete. Das Wort lässt sich aus dem Griechischen herleiten und bedeutet die Verneinung von Ort, also „Nicht-Ort“. Im Englischen ergibt sich außerdem durch dieselbe Aussprache ein Wortspiel mit Eutopie, was „guter Ort“ heißt. Morus entwickelt in seinem Roman eine eigene Gesellschaftsform, in der allen alles gehört, jeder arbeitet und freien Zugang zu Bildung hat. Der Vergleich mit dem Kommunismus hört aber spätestens beim Freizeitangebot aus, das aus dem Besuch von Vorlesungen besteht – Weinstüberl und Bierbeisln sind verboten. Ein Schlaraffenland sieht anders aus, aber Morus’ Intention war eben auch Kritik an bestehenden Verhältnissen zu üben und da spielte der Alkohol eine wichtige Rolle. Wasser wurde erst mithilfe der technischen Aufbereitungsmöglichkeiten ab dem späten 18. Jahrhundert zum neutralen Tafelgetränk. Bis dahin trank man täglich milde alkoholische Getränke, denen teilweise abenteuerliche Zutaten beigemengt wurden, wie zum Beispiel Bilsenkraut, Tollkirschen und Schlafmohn, die im besten Falle psychoaktive, im Schlechtesten gesundheitsschädigende Auswirkungen haben konnte. Morus wurde übrigens hingerichtet. Aber nicht, weil er Kritik an der Gesellschaftsordnung übte, sondern weil er den König von England – Heinrich VIII. – nicht unterstützen wollte, nachdem dieser seine eigene Kirche gegründet hatte. Weil der Papst Heinrichs Ehe mit Katharina von Aragón nicht annullierte, entschied der König auf die römisch-katholische Kirche zu pfeifen, alle Klöster in England aufzulösen und sich zum Oberhaupt der eben von ihm gegründeten anglikanischen Kirche zu machen. Er wurde exkommuniziert und heiratete Anne Boleyn, die ihn allerdings auch nicht glücklich machen konnte – sie gebar keinen männlichen Nachfolger –, weshalb er sie wegen angeblichem Ehebruch und Hochverrat enthaupten lies. Heinrich VIII. war überhaupt ein launiger Ehegatte. Insgesamt heiratete er sechs Mal, lies sich zwei Mal scheiden, zwei seiner Ehefrauen trennten sich kopflos von ihm. In Walt Disneys Utopie wäre so etwas wohl nicht passiert. Selbst wenn in seinen Zeichentrickfilmen Kinder in Scharen zu Waisen werden und Gute sowie Böse auf grausamste Weise ums Leben kommen. Disney, der sich als Patriot und Antikommunist bezeichnete, hätte auch keine Welt nach Morus’ Vorbild entworfen. Er war weniger von gesellschaftlichen als viel mehr technologischen Neuerungen fasziniert, wie er sie im Stadtmodell EPCOT (Experimental Prototype Community of Tomorrow) umzusetzen versuchte. Das Projekt wurde allerdings aus finanziellen Gründen nie realisiert. Die Idee gab jedoch den Anlass dazu, dass Florida die beiden Städte Bay Lake und Reedy Creek unter die politische Führung der Walt Disney Company stellte. Aus dem Projekt wurde letzten Endes ein Freizeitpark, in dem die Gehsteige mit einem speziellen Rosa eingefärbt sind, welches das Gras grüner und den Park heller und sauberer erscheinen lässt. <h4>In aller Kürze</h4> <ul><li> Ein High-Five gelingt immer, wenn man seinem Gegenüber auf den Ellenbogen schaut. </li><li>Eine Frau menstruiert mit einer Frequenz von etwa 413 Nanohertz. </li><li>Der häufigste Vorname deutscher Chefs ist Wolfgang. </li><li>Es gibt kein Melanzani-Emoji auf Instagram, weil es für sexuelle Inhalte verwendet wurde. </li><li>1968 gewann Spanien den Song Contest mit dem Lied „La La La“, in dem die Silbe „La“ 138-mal vorkommt. </li><li>In Österreich ist das Führen von Adelstiteln seit 1918 verboten. Wer dagegen verstößt, muss bis zu 14 Cent zahlen. </li><li>Barack Obama ist Linkshänder. </li><li>Tiger können nur beim Ausatmen schnurren. </li><li>Große Supermärkte haben bis zu 40.000 Artikel zur Auswahl. </li><li>Eieruhren sind mit fein zerriebenen Eierschalen gefüllt, weil Sand nicht so konstant fließen kann. </li><li>In Schweden ist Telefonieren am Steuer nicht verboten.</li></ul>